Schleitheim, eingebettet ins weitläufige Randental, ist eines der wenigen Dörfer mit einem intakt gebliebenen, offenen Dorfbach – ein Zeugnis spätklassizistischer Ingenieursbaukunst. Er durchfliesst das langgestreckte Dorf in seiner ganzen Länge. Das Wahrzeichen von Schleitheim.
Das sanftmütige Gewässer hat immer wieder Wasserfluten ins Dorf gebracht.
Datum | Ereignis |
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09.08.1831 | Wassermenge nicht bestimmbar, 1 Todesopfer |
02.06.1844 | 165 - 330-jährliches Ereignis, Spitzenwassermenge 55 - 70 m³/Sekunde |
12.07.1999 | 65 - 110-jährliches Ereignis, Spitzenwassermenge 30 - 40 m³/Sekunde |
24.06.2016 | 65 - 110-jährliches Ereignis, Spitzenwassermenge 30 - 45 m³/Sekunde |
15.07.2021 | 165 - 330-jährliches Ereignis, Spitzenwassermenge 55 - 65 m³/Sekunde |
Am 15. Juli 2021 summierte sich der Schaden auf mehr als 4,5 Mio. Franken (Gebäude: 2'436'500 CHF; Mobiliar: 1'830'000 CHF; Infrastruktur: 270'000 CHF).
In Zukunft ist mit höheren Abflussspitzen zu rechnen - aufgrund der zunehmenden Starkregen und dem stärkeren Oberflächenabfluss. Der Gemeinderat sieht grossen Handlungsbedarf; aber auch viele Chancen. Drei Projekte will er realisieren.
Das bei Starkniederschlägen im ausgedehnten Talkessel des hinteren Randentales anschwellende Hochwasser muss vor dem Siedlungsgebiet von Schleitheim zurückgehalten und mit reguliertem Abfluss im Dorfbach mit seinen bestehenden Bachmauern abfliessen können: Das Bild einer vollen Badewanne mit engem Ablauf.
Das Rückhaltebecken mit einem Speichervolumen von 105'000 m³ kann während etwa 45 Minuten das Hochwasser (Spitze 2021: 60 m³/Sekunde) aufnehmen. Maximal 19 m³/Sekunde fliessen ab. Das bewirkt, dass - zusammen mit der bis zum Dorf zusätzlich zufliessenden Wassermenge - das Wasser reguliert innerhalb der bestehenden Bachmauern abfliessen kann – ohne über die Ufer zu treten und Schäden anzurichten. Im Rückhaltebecken werden auch Treibgut wie Holz oder Geschiebe zurückgehalten. Trotzdem müssen im Dorf die Durchlässe unter den Brücken ausgeweitet und die Bachmauern standfest gemacht werden.
Im Dorf münden drei Bäche in den Schlaatemerbach ein, das Rachistelbächlein, das Donau-bächlein und der Gündistelbach. Das Rachistelwäldli wurde von der Gemeinde übernommen und das Bächlein wird laufend gepflegt. Der Hochwasserschutz wurde verbessert. Einen ersten Test hat der Schutz bereits bestanden. Beim Donaubächlein werden Objektschutzmassnahmen geprüft und realisiert. Der Hochwasserschutz im Gündistelbach ist mit einem gut funktionierenden Rückhaltebecken sichergestellt worden.
Die eingeholten Stellungnahmen der Natur-, Landschaft- und Umweltorganisationen unterstützen dieses Projekt und sie haben wertvolle Hinweise beigesteuert. Die Eingriffe bieten Chancen für mehr Landschaftsqualität und Biodiversität.
Bei vernässten und verdichteten Böden wird der zunehmende Oberflächenabfluss an den Talhängen zum Problem – auch für die Wohnquartiere am Stauffe- und Ländebärg. Im Sinne einer Schwammlandschaft werden konkrete Massnahmen zur Zurückhaltung des Wassers in der Landschaft geprüft und umgesetzt. Das Projekt Schwammlandschaft ist in Arbeit – zusammen mit kantonalen und nationalen Organisationen. Diese Massnahmen führen auch zu einer Aufwertung der Landschaft; es wird Mehrwert für die Natur und die Landschaft geschaffen. Aber auch für die Erholung.
Die Bachmauern sind in einem schlechten Zustand und müssen instandgesetzt werden. Dadurch wird die Hochwassersicherheit im Dorf Schleitheim deutlich erhöht. Der Entscheid, wo Neubau und wo Instandsetzung, erfolgt in Absprache mit der Denkmalpflege unter Berücksichtigung des Zustands der Mauern.
Gleichzeitig soll der Bach noch stärker Teil des Dorflebens werden. Abgänge zum Verweilen und Spielen am Wasser integrieren in Zukunft den Bach ins Dorfleben. Bei der Umgebungsgestaltung werden die Wünsche der Bachanstösser und Bachanstösserinnen, wo möglich, berücksichtigt.
Das schöne Dorf ist im Inventar der geschützten Ortsbilder von nationaler Bedeutung ISOS. Die bauliche Entwicklung erfolgte in den vergangenen Jahren an den aussichtsreichen, sonnigen Lagen am Dorfrand. Das Potenzial im Dorfkern liegt brach. Viele Gebäude – insbesondere ehemalige Bauernhäuser - sind unternutzt. Nur noch wenige Einkaufsmöglichkeiten und Gasthäuser beleben das Zentrum. Zudem gilt es, für Spaziergänger, Fussgängerinnen, Velofahrer und Schulkinder sichere Verbindungen zu schaffen.
Die Neugestaltung des Bachs, die attraktiveren Fuss- und Velowege im Zentrum und der Einbahnverkehr auf der Adler- und der Poststrasse zusammen mit Tempo 30 erhöhen die Aufenthaltsqualität und schaffen verkehrsberuhigte Räume, in denen man sicher aneinander vorbeikommt. Neue Treffpunkte laden zum Verweilen, Bänke am Bachufer zum Gespräch und die Neugestaltung zum Betrachten des dynamischen Wasserlaufes ein. Das Leben in der Dorfmitte erwacht wieder. Die Ortsplanung mit dem angepassten Zonenplan und der überarbeiteten Bauordnung eröffnet Chancen und Möglichkeiten zum Weiterbauen mit hoher Baukultur – renovierte Häuser mit Freiräumen, Aussensitzplätzen, Gärten und guter Erreichbarkeit.
Der Gemeinderat will die Alltagstauglichkeit der Ortsmitte für vielfältige Lebensmuster, für unterschiedliche Haushaltstypen und für alle Generationen ins Zentrum stellen – mit Leuchtturmprojekten wie: